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Sécher a Gesond mat System: Wettbewerbsvorteil Arbeitsschutz

  • Publié le 10.06.2022
(v.l.n.r.) Georges Wagner, Antoine Lazzara, Olivier Collart

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In einer Zeit, in der das Handwerk Schwierigkeiten hat, Fachkräfte zu finden, spielt die Arbeitgeberattraktivität eine zunehmend wichtige Rolle. Im Wettbewerb um Köpfe und Hände ist das Gehalt einziges Argument? Nein. Potentielle Mitarbeiter wollen wissen, was sonst für den Menschen im Unternehmen getan wird. Entspricht die Arbeitsumgebung den gesetzlichen Anforderungen, weil diese es erfordern, oder geht das Unternehmen eventuell sogar einen Schritt weiter, weil der Mitarbeiter als Wert und Produktivitätsfaktor für das Unternehmen verstanden worden ist. Ein effizient umgesetztes, gelebtes Arbeitsschutzmanagement ist hier sicherlich wichtig. Eine Möglichkeit sich hier zu verbessern und das auch zu kommunizieren, ist das Label ‚Sécher a Gesond mat System‘. Lesen Sie hierzu aus einem Gespräch mit Antoine Lazzara, Geschäftsführer von Lazzara T. Constructions, Georges Wagner, Direktionsbeauftragter der AAA, und Olivier Collart, Mitglied des Präventionsteams der AAA unterhalten.


 Auch in Luxemburg bildet der Mittelstand das Rückgrat der Wirtschaft. Doch kleine und mittlere Unternehmen haben häufig nicht die Mittel für eine aufwendige ISO-45001-Zertifizierung, die derzeitige internationale Referenznorm für Arbeitsschutz. Da das Thema aber mehr als wichtig ist und unangemessener Aufwand niemals ein Hindernis darstellen sollte, hat die luxemburgische Unfallversicherung (Association d’assurance accident – AAA) vor 11 Jahren ein Team von Experten zusammengestellt und ein eigenes Label ins Leben gerufen. „Das Label ‚Sécher a Gesond mat System‘ wurde geschaffen, um kleinen und mittleren Unternehmen ein leicht umzusetzendes Arbeitsschutzsystem ohne großen Verwaltungsaufwand an die Hand zu geben“, erklärt hierzu Georges Wagner, Direktionsbeauftragter bei der AAA. Die Erlangung des Labels ist kostenlos und beinhaltet eine Begleitphase, in der Mitarbeitende der AAA das Unternehmen bei der Umsetzung bewährter Praktiken unterstützen. „Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass diese Begleitung in wohlwollender Weise geschieht und sich durchaus positiv auf das Unternehmen auswirkt“, berichtet Antoine Lazzara, Geschäftsführer des Familienunternehmens Lazzara T. Constructions aus Niederkerschen.

Offizielle, eigene luxemburgische Zertifizierung

2013 wollten wir dieses langjährige Engagement, das mittlerweile zu einem Kernpunkt unserer Unternehmensphilosophie geworden war, mit einer offiziellen Zertifizierung untermauern. Bei der Suche sind wir auf das Label ‚Sécher a Gesond mat System‘ aufmerksam geworden. 

Das Thema Arbeitsschutz steht schon lange auf der Agenda des Familienunternehmens Lazzara T. Constructions. „Das Baugewerbe gehört zu den Branchen mit dem höchsten Unfallrisiko. Tatsächlich lauern in unserem Tätigkeitsbereich eine Vielzahl erheblicher und spezifischer Gefahren. Aus diesem Grund hat mein Vater bereits 1995 Initiative ergriffen und eine Vollzeitstelle eigens für den Arbeitsschutz eingerichtet“, berichtet Antoine Lazzara. „Dabei ging es nicht nur darum, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz unseres Personals wirkungsvoll gewährleisten zu können. Wir gehörten zu den Ersten im Land, die das damals so umgesetzt haben. Damit konnte schon sehr früh ein Beitrag zu einer echten und gelebten Sicherheitskultur in unserem Unternehmen geleistet werden. 2013 wollten wir dieses langjährige Engagement, das mittlerweile zu einem Kernpunkt unserer Unternehmensphilosophie geworden war, mit einer offiziellen Zertifizierung untermauern. Bei der Suche sind wir auf das Label ‚Sécher a Gesond mat System‘ aufmerksam geworden. Das Label wurde von einer anerkannten Stelle in Luxemburg ausgestellt und schien weitestgehend unseren Vorstellungen zu entsprechen.“

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit der AAA

Es ist nicht unsere Aufgabe zu beurteilen, was bereits umgesetzt wurde und was nicht. Wir wollen das Unternehmen, das sich für das Label bewirbt, bei einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung sinnvoll begleiten.

Vor Beginn des Zertifizierungsverfahrens muss das Unternehmen, das sich für das Label bewirbt, 41 Fragen beantworten, die auf der Website der AAA einsehbar sind. 13 davon behandeln gesetzliche Aspekte zum Arbeitsschutz, die übrigen 28 beziehen sich auf Präventionsmaßnahmen. „Anhand dieser Fragen kann sich das Unternehmen zunächst selbst bewerten. Egal wie das Ergebnis ausfällt, kann es entscheiden, sich im Anschluss mit uns in Verbindung setzen“, sagt Olivier Collart, Mitglied des Präventionsteams der AAA. „Es ist nicht unsere Aufgabe zu beurteilen, was bereits umgesetzt wurde und was nicht. Wir wollen das Unternehmen, das sich für das Label bewirbt, bei einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung sinnvoll begleiten. Dahinter steht die Idee, eine positive Zusammenarbeit aufzubauen und zu versuchen, die bestmöglichen Lösungen zu finden. Und wenn die Unternehmensleitung entsprechend motiviert ist, geht das meist sehr schnell.“

Über mehrere Monate hinweg wird das Unternehmen kostenlos von Beratern der AAA begleitet. „In dieser Phase stehen dem Unternehmen Fachleute mit Know-how und Rat zur Seite. Dabei können ebenso bereits unternommene Anstrengungen analysiert werden. In unserem Fall stellte sich heraus, dass einige bereits im Unternehmen eingeführte Maßnahmen über die Anforderungen des Labels hinausgingen. In anderen Punkten fand sich jedoch noch Verbesserungsbedarf. Als Bauunternehmer hatten wir vorrangig Maßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen direkt auf der Baustelle getroffen, also bei unserer Kerntätigkeit. Doch die Sicherheit umfasst ebenso Verwaltungsaspekte und insbesondere Kontrollarbeiten. da geht es dann beispielsweise um erforderliche Genehmigungen, die Funktionstüchtigkeit von Werkzeug und Ausrüstung oder auch die Überwachung und Überprüfung von Gurten, PSA und so weiter“, erläutert Antoine Lazzara. Sobald das Unternehmen bereit für die Zertifizierung ist, wird die Abnahme vorbereitet. Ein unabhängiger Auditor kommt zu Besuch und bewertet das, was er in Bezug auf arbeitsschutzrelevante Aspekte jetzt vorfindet.

Ist das Audit erfolgreich, kriegt das Unternehmen das Label für einen Zeitraum von drei Jahren. Es folgen zwei jährliche Teilaudits. „Danach findet alle drei Jahre ein neues Audit statt, das jedes Mal von einem anderen Sachverständigen durchgeführt wird“, erklärt Georges Wagner. „Die Auditoren sind für die ISO 45001 qualifiziert und  sind somit in der Lage hilfreiche Erkenntnisse zu liefern, den Blick durch die externe Brille auf die Praxis vor Ort. Sie teilen ihre Erfahrungen und tragen somit zur kontinuierlichen Verbesserung der bestehenden Prozesse bei.“

Steigerung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz

Wenn die Sicherheit aller in den Blick genommen wird, trägt das zu einem besseren Arbeitsumfeld bei. Das hat wiederum direkten Einfluss auf das Wohlergehen und damit auch auf die Produktivität.

Die Förderung des Arbeitsschutzes ist ein wichtiges Anliegen aller Unternehmenschefs. Sie sind es, die für die Umsetzung wirksamer Arbeitsschutzmaßnahmen sorgen müssen, obendrein mit einer Ergebnisverpflichtung.  Doch die Einführung eines effektiven Arbeitsschutzmanagements bietet neben diesem rechtlichen Aspekt auch weitere Vorteile. So besteht die Möglichkeit, Aufgaben besser zu organisieren und eine gemeinsame Leitlinie im Unternehmen einzuführen. Der Sicherheitsbeauftragte, der als Assistent des Arbeitgebers bei der Verhütung von Risiken am Arbeitsplatz fungiert, hat die Aufgabe, den korrekten Ablauf der Arbeiten zu überwachen. „Wenn der Sicherheitsbeauftragte der festgelegten Leitlinie folgt und das Label alle drei Jahre erneuert wird, habe ich als Betriebschef eine Versicherung darüber, dass verlangte Normen und Anforderungen in dem Bereich erfüllt werdn. Dieses Wissen beruhigt ungemein“, meint Antoine Lazzara. „Ebenso konnten wir feststellen, dass durch Einführung des Labels und den damit verbundenen Prozess bei unserem Personal ein Bewusstsein für das Thema Arbeitsschutz geweckt wurde. Schließlich sind es die Beschäftigten im Unternehmen, auf die direkt vom Arbeitsschutz betroffen sind. Wenn die Sicherheit aller in den Blick genommen wird, trägt das zu einem besseren Arbeitsumfeld bei, und das merklich. Das hat wiederum direkten Einfluss auf das Wohlergehen sowie die Zufriedenheit bei der Arbeit und folglich auch auf die Produktivität.“ Darüber hinaus stärkt das Label nach außen das Image und das Ansehen des Unternehmens.

Seit der Erhalt des Labels 2013 und der lückenlosen Erneuerung alle 3 Jahre hat Lazzara T. Constructions sein Arbeitsschutzkonzept fortwährend weiterentwickelt. Das Unternehmen ist Mitglied der Initiative VISION ZERO und verfügt über das ESR-Label (ENTREPRISE RESPONSABLE), das vom Nationalen Institut für nachhaltige Entwicklung und soziale Verantwortung (INDR) an Unternehmen vergeben wird und Engagement für nachhaltige, umwelt- und gesellschaftlich bewusste Entwicklung hervorhebt. „Zum ESR-Label sei angemerkt, dass darin ein Arbeitsschutzteil enthalten ist und dass für Unternehmen mit dem Label ‚Sécher a Gesond mat System‘ der Dokumentationsaufwand diesbezüglich geringer ist“, verrät Georges Wagner. „Damit alles, was vom Unternehmen hinsichtlich des Labels umgesetzt wird auch langfristig funktioniert, sind wir darauf bedacht, von Anfang an alle Beschäftigten mit einzubeziehen. Über die Jahre hat sich bestätigt, dass die Wahrnehmung und die Sensibilisierung der Beschäftigten für die Gefahrenvermeidung einen Erfolgfaktor darstellt und in erster Linie auch durch Weiterbildungen gestärkt wird. Weiterbildungen zur Prävention und zur Entwicklung der Kompetenzen sind unerlässlich, um die Unfallgefahr erheblich zu reduzieren“, erklärt abschließend Antoine Lazzara, der zusammen mit seinem Bruder Robert das Unternehmen in der vierten Generation weiterführt und so den Fortbestand der 1928 von seinem Urgroßvater gegründeten Firma sichert. 

 

48 luxemburgische Handwerkunternehmen tragen aktuell das Label ‚Sécher a Gesond mat System‘ . 

 

Sie sind an Thema und Label interessiert? Dann finden Sie weitere Informationen auf der Webseite der AAA