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Meisterbrief reloaded : Startschuss der projektbasierten Meisterausbildung „Gebäudetechnik“

  • Publié le 24.11.2020

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Der Meisterbrief ist und bleibt das wichtigste Qualitätssiegel im Handwerk, denn er steht für Problemlösung, Fachkompetenz, Innovation, Führungs- sowie Sozialkompetenz. Zudem bietet die Ausbildung angehenden Meistern* die Möglichkeit sich selbständig zu machen, Auszubildende anzuleiten oder eine Führungsposition in einem Betrieb zu übernehmen und gilt somit als Garant für eine sichere Zukunft im Handwerk sowie im Berufsleben allgemein.


Vielfältige Qualifikationsprofile im Handwerk: Umbruch der Meisterausbildung

Es wurde daher unumgänglich die Ausbildung zum Meister zu erweitern und an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen, um den hohen Standard sowie die guten Zukunftsaussichten weiterhin zu gewährleisten. Aus diesem Grunde wurde die Meisterausbildung auf die veränderten Qualifikations- und Kompetenzprofile im Handwerk adaptiert, da es zu einem steigenden Bedarf an kompetenten Fachkräften kam.

In diesem Hinblick betont Charles Bassing, Directeur Général Adjoint der Chambre des Métiers : „Die Meisterausbildung musste an die aktuellen Markt- und Kundenbedürfnisse angepasst werden, daher wird auch eher von einer notwendigen Evolution und einem unaufhaltsamen Umbruch des Meisterbriefes gesprochen als von einem Reformprozess. Da es vermehrt zu einem wechselseitigen Austausch der einzelnen Aktivitäten kam, haben wir die Ausbildung an die Aktualität angepasst um die angehenden Meister auf die Führungsposition, die sie nach der Absolvierung des Meisters einnehmen, vorzubereiten.“ Auch Marc Bissen, Koordinator des Reformprozesses stimmt dieser Aussage zu und betont, dass „man veränderte Qualifikationsprofile im Handwerk benötigt und den Kandidaten darüber hinaus auch mehr Möglichkeiten in ihrer beruflichen Laufbahn gibt – sei es als Führungskraft, als Unternehmer, als Team- oder Projektleiter sowie ihnen einen Zugang zur Fachhochschule/Universität zu ermöglichen.“

Meisterbrief der Gebäudetechnik: projektorientiert, zeitgemäß und gewerkeübergreifend

Diese Sichtweise wurde ebenfalls für den projektbasierten Meisterbrief der Gebäudetechnik mitberücksichtigt. Anhand der Digitalisierung und der intelligenten Vernetzung aller Systeme in einem Gebäude findet seit den letzten Jahren ein vermehrtes Schnittstellenverständnis unter den Aktivitätsbereichen der Elektrotechnik, Informations- und Kommunikationselektronik, Isolierung sowie Heizungs- und Sanitärinstallation statt. Auch steigt die Nachfrage an kompetenten Fachkräften für erneuerbare Energien. Dies stellt die gesamte Branche der Gebäudetechnik vor enorme Herausforderungen, ermöglicht jedoch auch umfangreiche Möglichkeiten. Diesen Aufgaben wird die neue Meisterausbildung „Gebäudetechnik“ gerecht, indem sie die verschiedenen Aktivitäten in vier fachtheoretischen Modulen und einem praktischen Spezialisierungsmodul zusammenführt sowie Synergien projektbasiert behandelt.

Marc Wolkerseder, Mitglied der Arbeitsgruppe, stellt in diesem Zusammenhang fest: „Durch die neu reformierte Meisterausbildung „Gebäudetechnik“ lernt man mehrere Bereiche im Sektor der Gebäudetechnik kennen; ein Sektor, der sich stets weiterentwickelt. Mit dem Meisterbrief kann man anschließend in unterschiedlichen Aktivitäten arbeiten sowie seinen eigenen Tätigkeitsbereich erweitern. Damit bietet die Ausbildung den Meisterkandidaten vielfältige Optionen – sei es in einer Führungsposition, als Unternehmens- oder Abteilungsleiter. Man kann gemeinsam im und für den Sektor arbeiten und versteht die unterschiedlichen Gewerke. Zudem erhält man mehr Wissen, was in dieser Branche äußerst wichtig ist, da die Aktivitäten immer mehr zusammenfließen.“

Virtueller Erfolgsauftakt der neuen Ausbildung

Mit der oben erwähnten Einstellung wurden den angehenden Meisterkandidaten in einer zweisprachig virtuellen Kick-off Veranstaltung Mitte September die Erwartungen und Herausforderungen der Ausbildung vorgestellt. Insgesamt stellen sich 62 Kandidaten der Komplexität dieser holistischen Qualifikation – was ein Anstieg der Einschreibungen von mehr als 50 Prozent für die Aktivitätsbereiche der vorherigen Meisterkurse bedeutet. Zudem konnten mit der neuen Meisterausbildung „Gebäudetechnik“ unterschiedliche Profile aus dem Sektor sowie Quereinsteiger angesprochen werden. Jean-Claude Wauters, weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe, registriert hierbei: „Der neue Meisterbrief Gebäudetechnik, der als vielseitige Ausbildung verstanden wird, passt sich den Veränderungen in der Branche an und bietet allen Meisterabsolventen neue Aussichten. Zudem erhält man eine ganzheitliche Sicht auf die Branche der Gebäudetechnik, was zu einem geforderten gewerkeübergreifenden Austausch inner- sowie außerhalb des Unterrichts führt und genau diese Erkenntnis macht den neuen Meisterbrief enorm interessant.“

Während der Kick-off Veranstaltung wurde den Kandidaten aufgezeigt, welche fachtheoretischen sowie praktischen Module innerhalb der Meisterausbildung auf sie in den nächsten Jahren zukommen werden. Dabei setzt sich der neue Meisterbrief mit einer gesamten Gebäudeperspektive auseinander. Hierbei werden Verknüpfungen der Gebäudetechnik im Grundlagenmodul, welches in Zusammenarbeit mit dem Centre de Compétences ausgearbeitet wurde, behandelt; zudem werden im zweiten Meisterjahr Themen der Arbeitssicherheit, Gesetzgebungen, Normen, Projektplanung sowie Energienutzung beleuchtet. Des Weiteren werden Fachkenntnisse der Anlagentechnik sowie der elektrischen Betriebstechnik bearbeitet. Abschließend kann für die Praxis eine individuelle Wahl hinsichtlich der handwerklichen Spezialisierung „Anlagentechnik“ oder „Elektrische Betriebstechnik“ getroffen werden. Alle Module sind projekt- und kompetenzorientiert ausgerichtet; hierbei sind die angebotenen Lernaktivitäten an definierte Lernziele angepasst. Die gesamte Ausbildung erfordert von den angehenden Meistern ein komplexeres Lernverhalten.

Lerninvestment innerhalb des Meisterbriefes nicht zu unterschätzen

Der Meisterbrief Gebäudetechnik ist eine projekt-, realitäts- und schnittstellenorientierte Qualifikation, wobei die Meisterkandidaten die Zukunft der Gebäudetechnik mitgestalten sollen. Den Teilnehmern werden neue Sichtweisen auf innovative Unternehmenskonzepte vorgetragen. In diesem Zusammenhang notiert Marc Wolkerseder: „Das allgemeine Zeitinvestment ist schwer zu definieren, denn jeder lernt anders; bringt unterschiedlich viel Berufserfahrung mit sich oder hat ein beachtliches Vorwissen. Dennoch ist diese Ausbildung äußerst anspruchsvoll und man soll die Zeit sinnvoll nutzen. Persönlich denke ich, dass man wöchentlich zwischen 10 bis 12 Stunden neben der Arbeit einplanen muss. Man lernt neue Aktivitäten kennen und dies erfordert Zeit. Nichtsdestotrotz bietet der Meisterbrief Gebäudetechnik eine enorme Chance – insbesondere für Personen, die sich selbständig machen wollen.“

Dieser Ansicht ist auch Marc Bissen, Koordinator des Reformprozesses – er stellt fest, dass die Kandidaten das selbstorganisierte Lernen und Vorbereiten nicht unterschätzen sollen. Dennoch, so Bissen, hängt vieles von dem eigenen Lernprozess und -willen ab. Ausschlaggebendes Kriterium für das Absolvieren ist nach wie vor die Motivation, die jeder Meisterkandidat mit sich bringt. Zudem soll man sich seiner eigenen Ziele bewusst sein und erkennen, dass man sich durch das gemeinsame Lernen und Austauschen weiterentwickelt und vernetzter denkt. Außerdem ist der Anspruch des neuen Meisterbriefes hoch, da die Lernziele auf dem Niveau 6 des luxemburgischen Qualifikationsrahmen (LQR6) definiert wurden. Von den angehenden Meistern wird mehr verlangt und erwartet. Die Chambre des Métiers bietet den Kandidaten daher unterschiedliche Unterstützungsangebote an, die den Teilnehmern beim Lernen helfen sollen und die die Kandidaten auch über die Meisterausbildung hinaus weiterbringen.

Unterstützungsangebote im Rahmen des Meisterbriefes Gebäudetechnik

In diesem Zusammenhang arbeitet die Chambre des Métiers mit dem jungen Luxemburger Unternehmen Zortify, was erfolgsrelevante Informationen auf Grundlage von Textanalyse und künstlicher Intelligenz über Personen generiert: „Wir liefern Erkenntnisse über Persönlichkeitsmerkmale, die stark mit dem unternehmerischen Erfolg, Karriere- und Führungserfolg zusammenhängen“, so Prof. Dr. Florian Feltes, Co-Founder von Zortify. Auf die Frage hin, Warum angehende Meisterkandidaten eine Persönlichkeitsanalyse durchführen sollen, antwortet Florian Feltes: „Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich durch den Glauben an ihre eigene Wirksamkeit (Selbstwirksamkeit), die Fähigkeit, sich nach Rückschlägen rasch wieder auf die unternehmerischen Aufgaben konzentrieren zu können (Resilienz) und die Überzeugung, diese auch realisieren zu können (Optimismus), aus. Diese drei psychologischen Ressourcen sind trainierbar und werden als „Entrepreneurial Capital“ bezeichnet. Die Ausbildung zum Meister sollte insbesondere auch den Weg von der Rolle des Experten zum (potenziellen) Unternehmer begleiten. Um dies zu unterstützen, misst Zortify bei zukünftigen Meisterschülern das Ausmaß ihre Entrepreneurial Capital zu Beginn und während der Ausbildung und hilft beim Training dieser für Unternehmer erfolgskritischen persönlichen Ressource.“

Zudem können die Kandidaten seit September von dem Unterstützungsangebot Fit4GTB profitieren. Hierbei können die Kandidaten eigenständig E-Learnings absolvieren, die sie entsprechend auf das erste Meisterjahr und darüber hinaus vorbereiten. Ziel ist es den Teilnehmern unterschiedliche Tools zur Verfügung zu stellen und bereits hier eine Schnittstelle zwischen dem Gelernten und der eigenen Praxis zu schaffen. Im Fit4GTB werden zum einen das kreative Potential sowie das Verlassen der eigenen Komfortzone thematisiert. Des Weiteren haben die Kandidaten die Möglichkeit sich selbst als Lernenden bewusst wahrzunehmen und dementsprechend zu handeln. Diese Kriterien werden im E-Learning „Effektives Zeitmanagement“ untermauert. Außerdem soll die Medienkompetenz, welche ebenfalls im Modul F ausschlaggebendes Merkmal darstellt, mit den Kandidaten zusammen thematisiert werden. Das Ganze wird anhand eines Blended-Learning-Konzeptes mit der Online-Lernplattform Moodle vertieft.

Den angehenden Meistern der Gebäudetechnik werden somit unterschiedliche Lern- und Unterstützungsangebote zur Verfügung gestellt, die die Kandidaten innerhalb der Meisterausbildung sicherlich voranbringen. Charles Bassing, Directeur Général Adjoint, stellt abschließend fest: „Die Meisterausbildung Gebäudetechnik ist für zukünftige Meister ausgerichtet, die eine Begeisterung für das Handwerk und für die Branche der Gebäudetechnik mit sich bringen. Die Chambre des Métiers stellt mit den verschiedenen Partnern und den kompetenten Kursleitern viel Wissen und Material zur Verfügung, dennoch sind es die Kandidaten selbst, die ihren beruflichen Werdegang in der Hand haben. Gemeinsam gestalten wir eine Ausbildung für Meister, die die Kandidaten auf die gebäudetechnischen Veränderungen vorbereitet, wobei die Teilnehmer ihre eigene Praxis in den Unterricht mit integrieren sollen.“

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel nur die männliche Sprachform angewandt. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass diese ausschließliche Verwendung geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

Dieser Artikel ist Teil der Serie „Meisterbrief reloaded im Bereich der Gebäudetechnik“.

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