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Geistiges Eigentum in der Praxis - Teil 3

  • Publié le 03.10.2019

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Die „Afterworks de la Propriété Intellectuelle“ finden jedes Jahr im Herbst statt. 

Ziel ist es, luxemburgischen KMU praktisch aufzuzeigen, welche Chancen Rechte am geistigen Eigentum bieten und wie diese strategisch und gewinnbringend genutzt werden können.



Aber was genau ist eigentlich „geistiges Eigentum“?
Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Inwiefern betrifft das Thema überhaupt KMU?
Wie lässt sich ganz praktisch Nutzen daraus ziehen?

Wer könnte das besser erklären, als die Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Erfahrungen aus der Praxis mitteilen und aus dem handwerklichen Nähkästchen plaudern? Wir haben vier Unternehmenschefs aus verschiedenen Bereichen besucht, um über die verschiedenen Aspekte zu diskutieren. Sie alle haben das Thema „geistiges Eigentum“ in ihre Unternehmensstrategie integriert.  

 

Teil 3 - Norbert Brakonier, BrakoN!er – individually manufactures interiors & furniture

„Die Leistung der anderen achten“

Nach anfänglichen Ausflügen in die Welt der Musik entwickelte Norbert Brakonier im Alter von 28 Jahren eine Leidenschaft für Holz. Damals beschloss er, eine Ausbildung zum Kunsttischler zu beginnen. Durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit Architekten und Designern entwickelt er bei seinen Werken einen ganz eigenen Stil. Seit 2010 leitet er sein Büro in Luxemburg und stellt Möbel in seiner Werkstatt in Deutschland her.  

 

Wie sehen Sie seit Ihrer Teilnahme an der Seminarreihe „Afterworks de la Propriété Intellectuelle“ im vergangenen Jahr das Thema geistiges Eigentum im Handwerk? 

Im Handwerk wird zu wenig darüber nachgedacht und geredet. In der Regel stelle ich das, was ich anfertige, für einen einzelnen Kunden her. Dieses Produkt besonders zu schützen, hätte keinen Sinn, da ja das Ziel nicht darin besteht, es in großem Umfang zu produzieren und zu vermarkten. Ich persönlich schütze in Deutschland einige meiner Werke mit Gebrauchsmustern, was insbesondere für meine NOMAD-Küchen und den Tisch GOLIATH gilt. Das alles kostet allerdings Zeit, und Handwerker haben oftmals nicht die Möglichkeiten, gleichzeitig alle Formalitäten für den Schutz von geistigem Eigentum zu erledigen und Messen und Ausstellungen vorzubereiten. Wenn man es richtig macht, kann das enorm zeitaufwändig sein. Und dann muss es eben auch was bringen. Hinzu kommt, dass es der Schutz unserer Werke durch Patente oder Gebrauchsmuster erforderlich macht zu überwachen, ob es Fälschungen gibt. Da kann sich, glaube ich, jeder vorstellen, dass es schwierig ist, hierfür die Zeit und die notwendigen Ressourcen zu finden. 

 

Schützen Sie Produkte, die Sie auf Messen und Ausstellungen präsentieren gegen Kopien? 

Es ist bereits vorgekommen, dass Wettbewerber ganz ungeniert Fotos von der Unterseite eines Tisches gemacht haben, um den Mechanismus zu analysieren. Im Handwerk ist man für die Aspekte des geistigen Eigentums nicht stark genug sensibilisiert. Bereits in der Ausbildung müsste erklärt werden, wie wichtig es ist, dafür Sorge zu tragen, dass die eigene Arbeit respektiert wird, und dass auch die Arbeit anderer geachtet werden muss.  

Aktuell bereiten wir zusammen mit Designern und Architekten die nächste Messe in Courtrai vor. Man muss sich hier sehr frühzeitig darum kümmern, ein neues Konzept zu entwickeln und Prototypen anzufertigen. Ich denke, dass wir hier i-DEPOT nutzen werden, um für einen Beweis für unsere Ideen zu einem bestimmten Zeitpunkt zu sorgen. Wir haben erst vor Kurzem von dieser Möglichkeit erfahren und werden uns genauer damit befassen, wie sie sich nutzen lässt. Ein beklagenswertes Phänomen in unserem Beruf ist nämlich, dass man häufig Zeichnungen für Kunden anfertigt, die dann mit dem Entwurf zu jemand anderem gehen, um ihn realisieren zu lassen.

Geben die Fotos in Ihrem Buch „Gueule de bois“, das im Verlag Maison Moderne erschienen ist, nicht die Geheimnisse Ihrer Werke preis? 

Teilweise schon. Daher muss man darauf achten, nicht zu viele Details auf den Fotos zu zeigen, um die Gefahr zu begrenzen, kopiert zu werden. Bei der Zusammenarbeit mit Fotografen haben wir im Übrigen die Übertragung der Rechte geregelt und festgelegt, welche Nutzungen für Publikationen, für Kommunikationsmaßnahmen und im Internet erlaubt sind. 


Welche Botschaft möchten Sie dem Handwerk in Luxemburg in Sachen geistiges Eigentum vermitteln? 

Für die Handwerker ist es wirklich wichtig, sich bewusst zu machen, dass sie geistiges Eigentum besitzen, dass sie – wo es nötig ist – für dessen Schutz sorgen müssen, dass aber zugleich auch das geistige Eigentum anderer Produzenten zu respektieren ist. 

 

 

Die Interviews erschienen in Französischer Sprache im d’Handwierk Sept 2019 und wurden von Xavier Delecroix (IPIL) und Elke Hartmann (CDM) geführt.  

 

Alle Interviews dieser Serie:

Teil 1 - Julie Conrad, Julie Conrad Design Studio

Teil 2 - Jean Muller, Moulins de Kleinbettingen

Teil 3 - Norbert Brakonier, BrakoN!er – individually manufactures interiors & furniture

Teil 4 - Mauro Salis, Carrosserie Salis

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