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Geistiges Eigentum in der Praxis - Teil 1

  • Publié le 19.09.2019
© Le Photobooth (www.photobooth.lu). Die Designer der Uhr Loxo, Aude Legrand und Julie Conrad, zusammen mit dem Kunden Georges Weyer.
Copyright : © Le Photobooth (www.photobooth.lu). Die Designer der Uhr Loxo, Aude Legrand und Julie Conrad, zusammen mit dem Kunden Georges Weyer.

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Die „Afterworks de la Propriété Intellectuelle“ finden jedes Jahr im Herbst statt. 

Ziel ist es, luxemburgischen KMU praktisch aufzuzeigen, welche Chancen Rechte am geistigen Eigentum bieten und wie diese strategisch und gewinnbringend genutzt werden können.



Aber was genau ist eigentlich „geistiges Eigentum“?
Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Inwiefern betrifft das Thema überhaupt KMU?
Wie lässt sich ganz praktisch Nutzen daraus ziehen?

Wer könnte das besser erklären, als die Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Erfahrungen aus der Praxis mitteilen und aus dem handwerklichen Nähkästchen plaudern? Wir haben vier Unternehmenschefs aus verschiedenen Bereichen besucht, um über die verschiedenen Aspekte zu diskutieren. Sie alle haben das Thema „geistiges Eigentum“ in ihre Unternehmensstrategie integriert.  

 

Teil 1 - Julie Conrad, Julie Conrad Design Studio 

„Designerinnen und Designern Vertrauen schenken“

Seit 2012 entwickelt Julie Conrad mit ihren Designkonzepten innovative und nachhaltige Lösungen, die eine Brücke zwischen Handwerk und Industrieprodukt schlagen. In ihrem vor fünf Jahren gegründeten Designstudio in der Rue de Bonnevoie werden – vorwiegend unter Rückgriff auf lokales Know-how – Objekte und Möbel nach einem EcoDesign-Ansatz entworfen und auch Grafikdesign-Projekte umgesetzt. Vor Kurzem hat Julie Conrad, die für ihre Kollektionen Unpaper, Dono und CarryMe bekannt ist, bei der Gestaltung der LOXO-Uhren mitgewirkt, den ersten zu 100 % in Luxemburg designten Uhren.  

 

Frau Conrad, wann haben Sie beschlossen, das Design Ihrer Werke schützen zu lassen? 

Während meines Studiums wurde wenig über geistiges Eigentum gesprochen. Dafür gab es keine extra Kurse. Erst ganz am Ende meines Studiums haben mir die Prüferinnen und Prüfer bei der Präsentation meiner Masterarbeit geraten, meine Werke doch schützen zu lassen. In diesem Moment ist bei mir das Bewusstsein für dieses Thema entstanden. Ach, das geht auch mich was an! Vorher hatte ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass das, was ich entwerfe, überhaupt geschützt werden könnte. 

Wo haben Sie Hilfe oder Tipps in Sachen geistiges Eigentum erhalten? 

Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr so genau, wie das damals gelaufen ist. Ich war auf der Suche nach Antworten und glaube, dass mich andere befreundete Kollegen auf die Initiativen des IPIL (Luxemburger Institut für geistiges Eigentum) aufmerksam gemacht haben. Die waren mit ähnlichen Problemen konfrontiert und hatten sich seinerzeit schon eine Weile mit dem Thema befasst.

Nach diesem Tipp habe ich mich an das IPIL gewandt und an mehreren Workshops und Konferenzen teilgenommen. Seither empfehle ich es auch meinen Gesprächspartnern, sich bei allen Fragen rund um das geistige Eigentum an die Expertinnen und Experten des IPIL zu wenden.

Es ist extrem wichtig, sich selbst Wissen anzueignen, man kann aber nicht alles wissen. Darum ist es mindestens genauso wichtig, sich in Fragen zu gewerblichem Eigentum auch spezifisch beraten und helfen zu lassen. 

Wie handhaben Sie die verschiedenen Aspekte des geistigen Eigentums in ihren Geschäftsbeziehungen? 

Junge Kreative, die sich am Markt erst noch behaupten müssen, sind beim Aushandeln von Verträgen oftmals noch etwas zurückhaltend und trauen sich nicht so richtig was zu. Doch auch wenn man noch jung ist, oder vielleicht genau gerade dann, sollte man sich nicht unterschätzen und seinen Wert unter den Scheffel stellen. Man sollte den Wert seiner Arbeit kennen und diesen auch anderen gegenüber vertreten.

Der Einsatz geistigen Eigentums ist hier ein Mittel, die eigenen Kreationen wirtschaftlich verwerten zu können. Bei diesem Thema beginne ich, immer konsequenter vorzugehen. Mit zunehmender Erfahrung kommt man mit dem Kunden schnell auf das geistige Eigentum und Lizenzgebühren zu sprechen.

Beim Designschutz wird gemäß Geschmacksmusterrecht der Name des Designers genannt, wodurch die Arbeit des Designers oder der Designerin zur Geltung gebracht und dazu beigetragen wird, dass der Kunde diese Arbeit zur Kenntnis nimmt. Bei den LOXO-Uhren haben wir beispielsweise sofort Umsatzlizenzen ausgehandelt. Das verändert die Art und Weise, wie an dem Projekt gearbeitet wird. Die Kreativen kommunizieren mehr und besser und arbeiten so in einem guten Vertrauensverhältnis mit dem Kunden zusammen. Wichtig ist auch, dass man aufhört von Projekt zu Projekt zu denken. Man muss die Beziehung zum Kunden im Blick haben, im besten Fall ist das nämlich eine langfristige. 

Welche Tipps würden Sie jungen Designerinnen und Designern geben? 

Sie sollten sich gezielt für das Thema des geistigen Eigentums interessieren und sich nicht scheuen, Fragen zu stellen. Es gibt keine dummen Fragen. Die rechtlichen Bestimmungen sind dafür da, um uns Kreative zu schützen. 

 

Die Interviews erschienen in Französischer Sprache im d’Handwierk Sept 2019 und wurden von Xavier Delecroix (IPIL) und Elke Hartmann (CDM) geführt.  

 

Alle Interviews dieser Serie:

Teil 1 - Julie Conrad, Julie Conrad Design Studio

Teil 2 - Jean Muller, Moulins de Kleinbettingen

Teil 3 - Norbert Brakonier, BrakoN!er – individually manufactures interiors & furniture

Teil 4 - Mauro Salis, Carrosserie Salis

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